Die geographische Lage
Das Gebiet bei Theben lieferte ein vorzügliches Gebiet für das Anlegen einer königlichen Nekropole. Vom Westufer des Nils erstreckt sich eine flache Ebene zu einer Bergkette mit zahlreichen abgeschiedenen Tälern, die sich zwischen hohen Klippen und weichem Gestein durchschlängeln. Die Ebene eignete sich ideal für das Errichten der königlichen Totentempel. Die Täler hingegen boten genügend Platz, um viele kunstvoll in den Fels gehauene Gräber anzulegen. Auch aus symbolischen Gründen wählten die Alten Ägypter diesen Platz für das Errichten einer Nekropole. Blickt man von der Stadt Theben über den Nil auf das thebanische Bergmassiv, dann ähnelt es in der Gestalt einer riesigen Version der Hieroglyphe für "Horizont". Es ist das ägyptische Symbol für das Gebiet der auf- und untergehenden Sonne. Im Neuen Reich folgte der Begräbniszug dem nach Westen gerichteten Sonnenlauf.
Deir-El-Bahari und das direkt dahinterliegende Tal der Könige liegen in der Mitte dieses "Horizontes". Ein weiterer symbolischer Beweggrund war vermutlich ein am Fuße des Tals gelegener Gipfel in Pyramidenform. Einst hieß er dehent - heute trägt er den Namen el-Qurn. Der Berg ist ca. 450 m hoch und war zunächst Hathor geweiht, später einer eigenen Berggöttin "Meret-Seger" (die die Stille liebt).
Als praktischen Grund für das Anlegen einer Nekropole im Gebiet von Theben sah man sicherlich, das das Tal ziemlich abgeschieden lag und das es sich durch die engen Zugänge ziemlich leicht bewachen ließ.
Vom ersten Grab bis ins Neue Reich
Noch heute ist das Tal der Könige, nachdem es vor 3000 Jahren aufgegeben wurde, ein feierlicher und heiliger Ort. Die heute leeren Gräber spiegeln noch immer die Größe der Pharaonen und einen atemberaubenden Abglanz der Seele der Alten Ägypter wieder.
Schon während der 1. Zwischenzeit (2134 - 2040 v. Ch.) wurde die Gegend von Theben als königliche Nekropole genutzt. Während dieser Zeit bauten mind. drei Könige (Antef I., II. und III.) ihr Grab auf dem Westufer des Nils, gelegen im Nordosten des zukünftigen Tals der Könige. Die Grabmäler dieser thebanischen Fürsten bestanden aus einem großen Hof, der in die Wüstenabhänge eingelassen war und mit einer Reihe von torähnlichen Öffnungen versehen war. Deshalb nannte man diese Gräber auch "Saff-Gräber". Die Tore führten schließlich in die Begräbniskapellen der Könige und ihrer Angehörigen. Von diesen Kapellen gelangte man dann in die Felsgrabkammern hinunter.
Im Mittleren Reich errichtete Mentuhotep I. als erster Pharao des Mittleren Reiches (2061 - 2010 v. Ch.) im Becken von Deir-El-Bahari seine Grabstätte. Sie bestand aus einem terrassenförmigen Totentempel, der mit Säulen versehen war und in dem zwei unterirdische Korridorgräber angelegt wurden, die vielleicht die königliche Doppelbestattung versinnbildlichen sollte.
Hauptarm des Königstal und el-Qurn, der pyramidenförmige Gipfel im Herzen des Tals | |
Neue Untersuchungen haben ergeben, das die Grabstätte keine Pyramide besaß. Nur in Nordägypten hielt sich die Tradition des Alten Reiches, die Grabstätten mit Pyramiden auszustatten. (siehe Bild) Gegen Ende des Mittleren Reiches war ein Großteil Ägyptens den asiatischen Hyksos zum Opfer gefallen. Einige thebanische Fürsten behielten jedoch eine gewisse Unabhängigkeit. Diese Fürsten wählten ein Gebiet zwischen el-Tarif und Deir-El-Bahari für den Ort ihrer Begräbnisstätten. Heute sind diese Gräber nicht mehr zu sehen, doch die Särge drei dieser Herrscher (Antef V., VI. und VII.) sind uns erhalten geblieben und befinden sich heute im Louvre und im British Museum.
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Rekonstruktion des Totentempel von Mentuhotep I.
Nach der Vertreibung der Hyksos behielten die Pharaonen der 18. Dynastie die Tradition bei, sich am Westufer des Nils bei Theben bestatten zu lassen. Jedoch entwickelten sie beim Bau ihrer Begräbnisstätten einen ganz neuen Stil. Ahmose I. ließ als erster Pharao der 18. Dynastie sein Grab in dieser Dynastie in der Nekropole von Theben anlegen. Die Gräber seines Nachfolgers Amenhotep I. und seiner Mutter Königin Aahotep sind jedoch nicht eindeutig identifiziert. Die besondere Verehrung, die diesem Paar von den späteren Erbauern von Königsgräbern entgegengebracht wurde, könnte darauf hinweisen, das die beiden diesen Ort offiziell zur königlichen Nekropole bestimmten. Dennoch heißt es heute, das Thutmosis I. als erster sein Grab ins Tal der Könige schlagen lassen hat.
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Das Tal der Königinnen aus der Luft aufgenommen
Die Entstehung eines Grabes
Ein Pharao befasste sich meistens gleich nach seiner Thronbesteigung mit dem Plan, dem Bau und der Ausstattung seines Grabes. Den genauen Standort für das Grab scheint der Wesir in Begleitung der obersten Steinmetzen und Architekten ausgewählt zu haben. Sicherlich wird auch der Pharao irgendwann die Wahl des Standortes besichtigt und sein "ja" dazu abgegeben haben. Sobald der Standort feststand, fanden rituelle Zeremonien wie bei der Grundsteinlegung
Entwurf eines Königsgrabes von Ramses IV. auf Papyrus gezeichnet eine Auswahl aus Objekten, die bei der "Grundsteinlegung deponiert wurden, entdeckt von Howard Carter vor dem Grab WV22
eines Tempels statt. Und zwar wurden kleine, vor und manchmal neben den Grabeingängen gelegene, Gruben ausgehoben und rituelle Depots dort eingelagert. Bei der Grundsteinlegung eines Tempels wurden an den vier Ecken des Tempelbezirkes je ein Grundstein gelegt und zusätzlich ein fünfter entlang der Hauptachse. Die Gruben bei den Gräbern enthielten diverse Opfergaben, Modelle von Werkzeugen und weitere rituelle Objekte.
Die Schreiber hielten lediglich fest, an welchen Tagen gearbeitet wurde und welche Probleme eventuell auftraten. Zum Beispiel weiß man aus der Anzahl der verbrauchten Kerzen, das in zwei Schichten - einer Morgen und einer Abendschicht - gearbeitet wurde. Dazwischen lag eine Mittagspause zum Essen und Ausruhen. Die meisten Männer wurden wohl für den Abtransport der Körbe mit abgeschlagenen Gesteinsbrocken benötigt. Die Angaben in den antiken Aufzeichnungen sprechen von 30 - 120 Männern, die gleichzeitig auf so einer Baustelle arbeiteten.
Künstlerische Gestaltung der Gräber
Amduat
Das Buch "Von dem, was in der Unterwelt ist" wurde von den Ägyptern "Schrift der Verborgenen Kammer" genannt. Es ist das früheste Werk, das ausführlich die Reise des Sonnengottes durch die den zwölf Nachtstunden entsprechenden zwölf Abteilungen der Unterwelt beschreibt. Vollständige Abschriften in den Gräbern von Thutmosis III. und Amun-Hotep II. Auszüge aus diesen Büchern findet man in den meisten anderen Gräbern auch.
Litanei des Re
Die aus der 18. Dynastie stammende zweiteilige Sonnenlitanei feiert den Gott Re in 75 verschiedene Gestalten und preist obendrein den mit dieser und anderen Gottheiten vereinten Pharao. Als erstes erschienen diese Werke in der Grabkammer von Thutmosis III. dann wurden sie auch ab Sethos I. verwendet.
Buch der Tore
Dieses Buch wurde manchmal auch als "Pfortenbuch" bezeichnet und tauchte erstmals in der 18. Dynastie auf. Sein Name bezieht sich auf die zwölf Tore, welche die Stunden der Nacht voneinander trennen. man findet die vollständige Version des Buches in dem Grab von Ramses IV. und auf dem Alabastersarkophag von Sethos I.
Totenbuch
Von den Ägyptern wurde es "Buch des Heraustretens bei Tage" genannt. Es stellt eine Sammlung von Zauberformeln dar, die aus den älteren Sarg- und Pyramidentexten stammen. Zuerst wurden Auszüge daraus in den Gräbern von Bürgerlichen verwandt, wurden aber auch in den Vorhallen vieler Ramessiden-Gräber angebracht.
Buch der Höhlen
Hier wird die Unterwelt als eine Abfolge von Gruben oder Höhlen dargestellt. Über diese bewegt sich der Sonnengott hinweg. Mit großem Nachdruck wird größtenteils von Belohnungen und Strafen im Jenseits und von der Vernichtung der Feinde des Sonnengottes gesprochen. Es wurde gelegentlich in den oberen Bereichen späterer Gräber angebracht und im Grab von Ramses VI. findet sich auch eine vollständige Version dieses Buches.
Bücher des Himmels
Diese Texte wurden in der Spätzeit des Reiches verfasst und beschreiben den Weg der Sonne über den Himmel. Am bekanntesten sind diese drei Bücher daraus: "Buch des Tages" - "Buch der Nacht" - "Buch der Himmelskuh". Man findet sie in verschiedenen Ramessiden-Gräbern und einige Passagen der Bücher auch im Grab Ramses VI.
Buch der Erde
Dieses Werk erzählt von der nächtlichen Reise der Sonne durch die Unterwelt in vier Teilen. Dieses Buch taucht wiederum in einigen späten Ramessiden-Gräbern auf.
Leider wurden fast alle Königsgräber schon in der Antike restlos ausgeplündert und dennoch kann man heute eine Liste der im Grab befindlichen Gegenstände gut erstellen. Dieses Wissen beruht im wesentlichen aus dem Grab des Tut-Ankh-Amun und wird ergänzt durch die Überreste der Gräber von Thutmosis III, Amun-Hotep II., Thutmosis IV. und Haremhab. Bildliche Darstellungen aus dem Grab Sethos I. und anderer Gräber geben ebenfalls Hinweise auf die Grabgegenstände. Ab der 18. Dynastie sah die Grabausstattung folgendermaßen aus: der Leichnam ruhte in ineinander verschachtelten Särgen, die in einen Steinsarkophag gestellt wurden. Dieser war wiederum von mehreren vergoldeten Holzschreinen umgegeben. Außerdem wurden weitere Gegenstände im Grab deponiert, die dem Schutz des Königs dienten und die er im Jenseits weiterhin benutzen konnte, wie etwa Essen und Trinken.
Gestell mit Lebensmittelvorräten aus einem thebanischen Grab, 18. Dynastie um 1550 v. Ch., auf den beiden Gestellböden liegen Geflügel- und Fleischteile, im Korb und auf den Flechttellern liegen Borte, Feigen und getrocknete Fische
Die Arbeiter in Deir-El-Medineh
"Man jubelt bei der Arbeit nur, wenn der Bauch voll ist."
von einer Stele zur Zeit Ramses III.
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