Das Tal der Koenige

Die geographische Lage

Das Gebiet bei Theben lieferte ein vorzügliches Gebiet für das Anlegen einer königlichen Nekropole. Vom Westufer des Nils erstreckt sich eine flache Ebene zu einer Bergkette mit zahlreichen abgeschiedenen Tälern, die sich zwischen hohen Klippen und weichem Gestein durchschlängeln. Die Ebene eignete sich ideal für das Errichten der königlichen Totentempel. Die Täler hingegen boten genügend Platz, um viele kunstvoll in den Fels gehauene Gräber anzulegen. Auch aus symbolischen Gründen wählten die Alten Ägypter diesen Platz für das Errichten einer Nekropole. Blickt man von der Stadt Theben über den Nil auf das thebanische Bergmassiv, dann ähnelt es in der Gestalt einer riesigen Version der Hieroglyphe für "Horizont". Es ist das ägyptische Symbol für das Gebiet der auf- und untergehenden Sonne. Im Neuen Reich folgte der Begräbniszug dem nach Westen gerichteten Sonnenlauf. 
Deir-El-Bahari und das direkt dahinterliegende Tal der Könige liegen in der Mitte dieses "Horizontes". Ein weiterer symbolischer Beweggrund war vermutlich ein am Fuße des Tals gelegener Gipfel in Pyramidenform. Einst hieß er dehent - heute trägt er den Namen el-Qurn. Der Berg ist ca. 450 m hoch und war zunächst Hathor geweiht, später einer eigenen Berggöttin "Meret-Seger" (die die Stille liebt).
Als praktischen Grund für das Anlegen einer Nekropole im Gebiet von Theben sah man sicherlich, das das Tal ziemlich abgeschieden lag und das es sich durch die engen Zugänge ziemlich leicht bewachen ließ.
Vom ersten Grab bis ins Neue Reich

Noch heute ist das Tal der Könige, nachdem es vor 3000 Jahren aufgegeben wurde, ein feierlicher und heiliger Ort. Die heute leeren Gräber spiegeln noch immer die Größe der Pharaonen und einen atemberaubenden Abglanz der Seele der Alten Ägypter wieder.
Schon während der 1. Zwischenzeit (2134 - 2040 v. Ch.) wurde die Gegend von Theben als königliche Nekropole genutzt. Während dieser Zeit bauten mind. drei Könige (Antef I., II. und III.) ihr Grab auf dem Westufer des Nils, gelegen im Nordosten des zukünftigen Tals der Könige. Die Grabmäler dieser thebanischen Fürsten bestanden aus einem großen Hof, der in die Wüstenabhänge eingelassen war und mit einer Reihe von torähnlichen Öffnungen versehen war. Deshalb nannte man diese Gräber auch "Saff-Gräber". Die Tore führten schließlich in die Begräbniskapellen der Könige und ihrer Angehörigen. Von diesen Kapellen gelangte man dann in die Felsgrabkammern hinunter.
Im Mittleren Reich errichtete Mentuhotep I. als erster Pharao des Mittleren Reiches (2061 - 2010 v. Ch.) im Becken von Deir-El-Bahari seine Grabstätte. Sie bestand aus einem terrassenförmigen Totentempel, der mit Säulen versehen war und in dem zwei unterirdische Korridorgräber angelegt wurden, die vielleicht die königliche Doppelbestattung versinnbildlichen sollte.
Hauptarm des Königstal und el-Qurn, der pyramidenförmige Gipfel im Herzen des Tals
Neue Untersuchungen haben ergeben, das die Grabstätte keine Pyramide besaß. Nur in Nordägypten hielt sich die Tradition des Alten Reiches, die Grabstätten mit Pyramiden auszustatten. (siehe Bild) Gegen Ende des Mittleren Reiches war ein Großteil Ägyptens den asiatischen Hyksos zum Opfer gefallen. Einige thebanische Fürsten behielten jedoch eine gewisse Unabhängigkeit. Diese Fürsten wählten ein Gebiet zwischen el-Tarif und Deir-El-Bahari für den Ort ihrer Begräbnisstätten. Heute sind diese Gräber nicht mehr zu sehen, doch die Särge drei dieser Herrscher (Antef V., VI. und VII.) sind uns erhalten geblieben und befinden sich heute im Louvre und im British Museum.

Rekonstruktion des Totentempel von Mentuhotep I.
Nach der Vertreibung der Hyksos behielten die Pharaonen der 18. Dynastie die Tradition bei, sich am Westufer des Nils bei Theben bestatten zu lassen. Jedoch entwickelten sie beim Bau ihrer Begräbnisstätten einen ganz neuen Stil. Ahmose I. ließ als erster Pharao der 18. Dynastie sein Grab in dieser Dynastie in der Nekropole von Theben anlegen. Die Gräber seines Nachfolgers Amenhotep I. und seiner Mutter Königin Aahotep sind jedoch nicht eindeutig identifiziert. Die besondere Verehrung, die diesem Paar von den späteren Erbauern von Königsgräbern entgegengebracht wurde, könnte darauf hinweisen, das die beiden diesen Ort offiziell zur königlichen Nekropole bestimmten. Dennoch heißt es heute, das Thutmosis I. als erster sein Grab ins Tal der Könige schlagen lassen hat.

Das Tal der Königinnen aus der Luft aufgenommen  
Die Entstehung eines Grabes

Ein Pharao befasste sich meistens gleich nach seiner Thronbesteigung mit dem Plan, dem Bau und der Ausstattung seines Grabes. Den genauen Standort für das Grab scheint der Wesir in Begleitung der obersten Steinmetzen und Architekten ausgewählt zu haben. Sicherlich wird auch der Pharao irgendwann die Wahl des Standortes besichtigt und sein "ja" dazu abgegeben haben. Sobald der Standort feststand, fanden rituelle Zeremonien wie bei der Grundsteinlegung

Entwurf eines Königsgrabes von Ramses IV. auf Papyrus gezeichnet

eine Auswahl aus Objekten, die bei der "Grundsteinlegung deponiert wurden,
entdeckt von Howard Carter vor dem Grab WV22
eines Tempels statt. Und zwar wurden kleine, vor und manchmal neben den Grabeingängen gelegene, Gruben ausgehoben und rituelle Depots dort eingelagert. Bei der Grundsteinlegung eines Tempels wurden an den vier Ecken des Tempelbezirkes je ein Grundstein gelegt und zusätzlich ein fünfter entlang der Hauptachse. Die Gruben bei den Gräbern enthielten diverse Opfergaben, Modelle von Werkzeugen und weitere rituelle Objekte.

1. Maler kolorieren die Flachreliefs
2. Wände werden geglättet
und mit einer dünnen Gipsschicht versehen
3. Zeichner skizzieren
an den
Wänden Bilder
und
Texte vor
4. Maurer überziehen die Wände mit speziellem Putz
5. als Beleuchtung dienten Lampen, die mit einer Mischung aus Öl uns Salz gespeist wurden
6. im tiefsten Teil bearbeiten die Steinhauer den Felsen

Nach der Grundsteinlegung beseitigten Arbeitskolonnen den Oberflächensand und die herumliegenden Gesteinstrümmer. Dann drangen sie in den darunterliegenden Kalkstein vor. Sobald man sich tief genug in den Fels gemeißelt hatte, konnte ein Türsturz angelegt werden. Dann trieb man weiter mit Kupfer- und Bronzemeißeln in den Kalkstein hinein. Manchmal jedoch verhinderten Kieselsteineinschlüsse das weitere Abschlagen und die Arbeiter ließen solche Ecken und Kanten dann einfach stehen. Da es da unten ziemlich dunkel war, wurden große Mengen an Öl und Dochten aus gedrehtem Leinen zum Beleuchten der Arbeitsstelle verbraucht. Zur Rauchminderung wurde dem Öl oder dem Fett möglicherweise Salz zugefügt. 
Hinter den Steinhauern glätteten inzwischen schon andere Arbeiter die Böden, Wände und Ecken der Gänge und Kammern mit Hilfe harter Poliersteine. Stuckateure besserten beschädigte Stellen aus und verputzten das Ganze, so das jetzt die Wände dekoriert werden konnten. Über den tagtäglichen Arbeitsverlauf wissen wir heute recht wenig.
Schlägel und Meißel, Ägyptisches Museum Turin
Die Schreiber hielten lediglich fest, an welchen Tagen gearbeitet wurde und welche Probleme eventuell auftraten. Zum Beispiel weiß man aus der Anzahl der verbrauchten Kerzen, das in zwei Schichten - einer Morgen und einer Abendschicht - gearbeitet wurde. Dazwischen lag eine Mittagspause zum Essen und Ausruhen. Die meisten Männer wurden wohl für den Abtransport der Körbe mit abgeschlagenen Gesteinsbrocken benötigt. Die Angaben in den antiken Aufzeichnungen sprechen von 30 - 120 Männern, die gleichzeitig auf so einer Baustelle arbeiteten.
Künstlerische Gestaltung der Gräber


Wie die ganzen Verzierungen der Gräber, also die Wandbemalung, die Ausarbeitung der Flach- und Tiefreliefs, zustande kamen, weiß man heute ziemlich genau. Die gesamten Grabverzierungen dienten nicht nur der Dekoration für ein hübscheres Aussehen,
sondern die Künstler schufen für die verstorbene Person eine ganze Unterwelt. Mit Hilfe von Messlatten und farbigen Fäden wurden die Zeichnungen und Darstellungen an der Wand vorgerastert. Danach wurden die Bilder und Inschriften mit roter Farbe grob umrissen und dann mit schwarzer Farbe gegebenenfalls mit schwarzer Farbe korrigiert. Nun wurden die Bilder und Hieroglyphen von den Malern sorgfältig ausgemalt. Im Tal der Könige wurden größtenteils bei der Dekoration nur 6 Farben benutzt; das waren schwarz, rot, blau, gelb, grün und weiß. Um schönere Ergebnisse zu erzielen, wie etwa Schattierungen, konnten die Farben auch zu verschiedenen Nuancen gemischt werden.
hier erkennt man, wie die erste Zeichnung mit rotem Ocker ausgeführt wurde und anschließend die Korrektur in schwarzer Farbe vorgenommen wurde
In früherer Zeit wurden die Gräber erst kurz vor der Bestattung dekoriert, was sich bei späteren Grabanlagen dann geändert hat und die Steinmetzearbeiten zeitgleich mit den künstlerischen Arbeiten liefen.

Pinsel und Bürsten zum Auftragen des Gipses und Instrumente zum Ziehen gerader Linien aus dem Inventar eines Künstlers
dieses Tongefäß aus Deir-El-Medineh enthält noch fein gemahlene Rotpigmente, welche beim Ausmalen der Gräber benutzt wurde

Sinn und Zweck der Dekoration
Wie oben schon erwähnt, liefern die Dekorationen eine visuelle Darstellung des Jenseits. In den aufeinanderfolgenden Dynastien wurden immer wieder andere Hauptthemen bei der Gestaltung angewandt. Das waren in der 18. Dynastie die Bahn der Sonne unter der Erde, in der 19. Dynastie ebenfalls die Himmelsbahn der Sonne und die Bedeutung des Osiris und verschiedener Erdgötter in der Unterwelt und schließlich in der 20. Dynastie wurde wiederum die Sonnenbahn unter und über der Erde angebracht. In der 18. Dynastie wurde nur die Grabkammer dekoriert, und zwar so, das sie in Gestalt, Farbe- und Beschriftungsstil einer geöffneten Amduat-Papyrusrolle glich. In der 19. Dynastie wurden die Verzierungen schließlich auf das gesamte Grab ausgebreitet. Ab der Zeit Ramses II. wurde über dem Eingang ins Königsgrab die Sonnenscheibe des Re mit den Darstellungen der Morgen- und Abendmanifestation (Chepre und Atum) des Gottes angebracht. Innerhalb des Eingangs ist der Pharao, wie er den Gott Re-Harachte vor der Litanei des Re begrüßt, zu sehen. Über dem Eingang wird die Sonnenscheibe von den Göttinnen des Nordens - Nephtys und des Südens - Isis flankiert. Außerdem findet man ab dem Grab Ramses II. zwei Darstellungen der Göttin Maat. Jede kniet auf einem Korb, der auf der südlichen Wand auf einer Lilienpflanze und auf der nördlichen Wand auf einem Papyrusbündel ruht. Dieses Pflanzen symbolisieren die beiden Landesteile Ober- und Unterägypten. In der 20. Dynastie brachte die Symbolik der Königsgräber den Pharao mit dem Sonnengott und dessen Vorherrschaft am Himmel in Verbindung. Im Grab Ramses III. befindet sich eine Abbildung. die den Namen des Pharao in einer aus verschlungenen Leibern zweier Schlangen gebildeten Scheibe zeigt. Damit identifizierte sich der Pharao automatisch mit dem Sonnengott und trat in den Tageskreislauf ein. Die unteren Bereiche der Gräber der 20. Dynastie wurden so dekoriert, das sie die gesamte Sonnenbahn bei Tag und Nacht zeigten. Auf der Decke der Sarkophagkammer standen Auszüge aus Himmelsbüchern und die Wände wurden mit Inschriften aus den Büchern der Erde und Unterwelt dekoriert.

 Ramses III., hier
wurde die Technik der ausgemalten Tiefreliefs angewandt
Darstellung Amenhoteps II., hier wurde einfach noch  auf den den Verputz gemalt

Amduat
Das Buch "Von dem, was in der Unterwelt ist" wurde von den Ägyptern "Schrift der Verborgenen Kammer" genannt. Es ist das früheste Werk, das ausführlich die Reise des Sonnengottes durch die den zwölf Nachtstunden entsprechenden zwölf Abteilungen der Unterwelt beschreibt. Vollständige Abschriften in den Gräbern von Thutmosis III. und Amun-Hotep II. Auszüge aus diesen Büchern findet man in den meisten anderen Gräbern auch.
Litanei des Re
Die aus der 18. Dynastie stammende zweiteilige Sonnenlitanei feiert den Gott Re in 75 verschiedene Gestalten und preist obendrein den mit dieser und anderen Gottheiten vereinten Pharao. Als erstes erschienen diese Werke in der Grabkammer von Thutmosis III. dann wurden sie auch ab Sethos I. verwendet.
Buch der Tore
Dieses Buch wurde manchmal auch als "Pfortenbuch" bezeichnet und tauchte erstmals in der 18. Dynastie auf. Sein Name bezieht sich auf die zwölf Tore, welche die Stunden der Nacht voneinander trennen. man findet die vollständige Version des Buches in dem Grab von Ramses IV. und auf dem Alabastersarkophag von Sethos I.
Totenbuch
Von den Ägyptern wurde es "Buch des Heraustretens bei Tage" genannt. Es stellt eine Sammlung von Zauberformeln dar, die aus den älteren Sarg- und Pyramidentexten stammen. Zuerst wurden Auszüge daraus in den Gräbern von Bürgerlichen verwandt, wurden aber auch in den Vorhallen vieler Ramessiden-Gräber angebracht.
Buch der Höhlen
Hier wird die Unterwelt als eine Abfolge von Gruben oder Höhlen dargestellt. Über diese bewegt sich der Sonnengott hinweg. Mit großem Nachdruck wird größtenteils von Belohnungen und Strafen im Jenseits und von der Vernichtung der Feinde des Sonnengottes gesprochen. Es wurde gelegentlich in den oberen Bereichen späterer Gräber angebracht und im Grab von Ramses VI. findet sich auch eine vollständige Version dieses Buches.
Bücher des Himmels
Diese Texte wurden in der Spätzeit des Reiches verfasst und beschreiben den Weg der Sonne über den Himmel. Am bekanntesten sind diese drei Bücher daraus: "Buch des Tages" - "Buch der Nacht" - "Buch der Himmelskuh". Man findet sie in verschiedenen Ramessiden-Gräbern und einige Passagen der Bücher auch im Grab Ramses VI.
Buch der Erde
Dieses Werk erzählt von der nächtlichen Reise der Sonne durch die Unterwelt in vier Teilen. Dieses Buch taucht wiederum in einigen späten Ramessiden-Gräbern auf.

 
Die Grabausstattung
Die Mumie
Der Sarg
Der Sarkophag
Die Grabschreine
Kanopen
Statuen, Figuren und Modelle



Leider wurden fast alle Königsgräber schon in der Antike restlos ausgeplündert und dennoch kann man heute eine Liste der im Grab befindlichen Gegenstände gut erstellen. Dieses Wissen beruht im wesentlichen aus dem Grab des Tut-Ankh-Amun und wird ergänzt durch die Überreste der Gräber von Thutmosis III, Amun-Hotep II., Thutmosis IV. und Haremhab. Bildliche Darstellungen aus dem Grab Sethos I. und anderer Gräber geben ebenfalls Hinweise auf die Grabgegenstände. Ab der 18. Dynastie sah die Grabausstattung folgendermaßen aus: der Leichnam ruhte in ineinander verschachtelten Särgen, die in einen Steinsarkophag gestellt wurden. Dieser war wiederum von mehreren vergoldeten Holzschreinen umgegeben. Außerdem wurden weitere Gegenstände im Grab deponiert, die dem Schutz des Königs dienten und die er im Jenseits weiterhin benutzen konnte, wie etwa Essen und Trinken.

Die Mumie
 
Die Überreste der Mumie von Tut-Ankh-Amun zeigen, das die königliche Mumie mit Dingen ausgerüstet wurde, die ihn schützen und erhalten sollten. Die Totenmaske bewahrte das Antlitz des verstorbenen Herrschers und brachte ihn mit verschiedenen Gottheiten in Verbindung. Die auf ihn gelegten Herrschaftsinsignien sollten seine Herrschaft auch im Jenseits garantieren. Die unzähligen Amulette, die in die Mumienbinden mit eingewickelt wurden dienten der magischen Hilfe für alle möglichen Sachen.
Amulette von der Mumie des Tut-Ankh-Amun, Carter zählte beim Auswickeln der Mumie rund 150 Amulette die auf dem Körper lagen oder in die Binden eingewickelt wurden, jedes spielte ein eigene beschützende Rolle

Der Sarg
Die Mumie wurde in einen Sarg aus vergoldetem Holz oder Edelmetall gelegt, der dann in zwei weiteren Särgen eingeschlossen war. Frühägyptische Särge waren so gestaltet, das sie Gräbern oder Häusern ähnelten. Zur Zeit des Mittleren Reiches tauchte dann der menschenförmige Sarg auf. Dieser symbolisierte den Ersatzleib für den "Geist". Die Göttinnen Isis und Nephtys, die vier Horussöhne und andere mit dem Gott Osiris in Verbindung gebrachte Gottheiten bildeten schließlich eine Art Schutzring um den verstorbenen Pharao.

äußerer Sarg des Tut-Ankh-Amun, vergoldet mit Einlagen mittlerer Sarg des Tut-Ankh-Amun, aus vergoldetem Holz Mumie mit der Goldmaske des Tut-Ankh-Amun um; 1325 v. Ch.

Der Sarkophag
Ab der Zeit Hatschepsuts wurden Steinsarkophage benutzt, die den Innensarg aufnahmen. In der 18. Dynastie wurden diese Sarkophage noch aus Quarzit hergestellt. In früheren Zeiten wurden Holzsärge benutzt, die dann die steinernen Modelle nachbildeten. Die Oberfläche war der Form einer Kartusche nachempfunden. Später wurden die Ecken des Sarkophages abgerundet, und der gesamte Sarkophag erhielt die Form einer solchen Kartusche.
Steinsarkophag des Tut-Ankh-Amun mit den vier Schutzgöttinnen aus Sandstein, der Deckel besteht aus rotem Granit und wurde gelb übermalt
In die Seiten wurden der Gott Anubis und die vier Horussöhne eingemeißelt. Am Kopf- und am Fußende zierten Isis und Nephtys den Sarkophag. In der 19. Dynastie wurden die Sarkophage aus rotem Granit hergestellt und waren beträchtlich größer als bisher. Sie konnten bis zu 3,70 Meter lang und bis zu 2,70 Meter hoch sein. Klar, das diese "Ungetüme" mehrere Tonnen wiegen konnten. versehen worden. Die Sarkophage der Ramessiden waren mit Szenen und Texten aus Unterweltbüchern beschriftet und ab Meren-Ptah war die Oberseite des Deckels mit einem Bildnis des Königs Reliefs der Göttinnen Isis und Nephtys. Auf der Deckelunterseite war die gestreckte Gestalt der Göttin Nut abgebildet. Schließlich unter Ramses VII. wurden die Särge einfach in einer Grube in der Grabkammer beigesetzt, welche mit Hilfe eines riesigen Granitdeckels verschlossen wurde.

Sarkophag Thutmosis I. aus Sandstein, um 1470 v. Ch.
Sarkophag des Haremhab aus bemaltem roten Granit, 1300 v. Ch.
Sarkophag Thutmosis IV. aus Sandstein, um 1390 v. Ch.

Die Grabschreine
Die Grabschreine waren aus vergoldetem Holz gefertigt und umschlossen den eigentlichen Sarkophag. Im Grab des Tut-Ankh-Amun fand man vier ineinanderverschachtelte Schreine, wobei sich zwischen dem äußersten und zweitäußerstem Schrein ein Holzgestell befand. Dieses Gestell war mit einem paillettenbestickten Sargtuch bedeckt. Die Schreine des Tut-Ankh-Amun waren mit Szenen aus den Unterweltbüchern geschmückt. Der Schrein der Teje wurde dagegen im reinen Amarna-Stil gehalten und zeigt Bilder der Königsfamilie um Echnaton unter den lebensspendenden Händen des Aton.

Kanopentruhen und Kanopenkrüge
Wie im Kapitel Das Leben im Jenseits schon beschrieben, wurden auch Leber, Lunge, der Magen und die Gedärme einbalsamiert und in vier Krüge - die Kanopenkrüge - gelegt. Diese Krüge wurden dann wiederum in die Kanopentruhe gestellt.
Die Kanopentruhen des frühen neuen Reiches wurden aus Quarzit gefertigt und von der Regierungszeit des Amun-Hotep II. an, bevorzugte  man dann Alabaster. An den Ecken der Truhen waren die vier Göttinnen Isis, Selket, Nephtys und Neith abgebildet. Im Inneren waren sie in vier Fächer unterteilt, die die Kanopenkrüge aufnahmen.
Kanopentruhe aus Kalzit-Alabaster aus dem Grab des Tut-Ankh-Amun, die Inschriften beziehen sich auf die vier Schutzgöttinnen und die vier Horussöhne
Der Kanopenschrein wurde in einer eigenen Nische oder in einem kleinen Nebenraum der Grabkammer aufgestellt oder er wurde in einer am Fußende des Sarkophages ausgehobenen Grube aufbewahrt. Kanopentruhen wurden vermutlich ab der 20. Dynastie wieder aufgegeben und voneinander getrennte Krüge von erheblicher Größe kamen wieder in Mode.

links: offener Kanopenkasten zeigt die rechteckige Einteilung im Inneren

rechts:
Kanopenschrein aus dem Grab des Tut-Ankh-Amun aus Holz, stuckiert und vergoldet, der Schrein steht auf einem Schlitten

Statuen, Figuren und Modelle
Zur Grabausstattung in den Königsgräbern gehörten zum Beispiel Modelle von Schiffen, die dem König als Transportmittel durch die Unterwelt dienen sollten. Außerdem fand man große rituelle Liegesofas, die ebenfalls symbolischen Zwecken dienten.
Im Grab des Tut-Ankh-Amun wurde die größte und spektakulärste Ansammlung von rituellen Gegenständen gefunden. So zum Beispiel viele Figuren, die dick vergoldet sind, wobei die zwei wichtigsten die beiden lebensgroßen Statuen des Pharaos sind. Diese bewachten die versiegelte Grabkammer des Königs. Auch ungefähr 28 Götterstatuen wurden gefunden, unter anderem von Menkeret, Amun, Duamutef und Sechmet. Ganze 423 Uschebtis wurden mit ihm begraben. Das waren Figuren aus Stein, Fayence oder Holz, die dem König im Jenseits dienen und ihm andere Aufgaben abnehmen sollten. Zusammen mit den Uschebtis wurden auch oft Holzmodelle von verschiedenen Ackergeräten, wie etwa Hacken, beigesetzt. 
eine der beiden lebensgroßen Ka-Statuen des Tut-Ankh-Amun, die hinter dem Grabeingang standen
Aber nicht alle Gräber enthielten eine so große Anzahl von Uschebtis, so wurde im Grab der Hatschepsut nur ein einziger gefunden. Im Grab von Thutmosis III. wurde sogar keiner gefunden. Eine andere Art von rituellen Gegenständen waren die sog. "Osiris-Betten". Das waren hölzerne Schalen in der Form dieses Gottes, in die man Getreidekörner einpflanzte, die nach dem Verschließen des Grabes keimen und so die Fortdauer des Lebens symbolisieren sollten.
In all den Königsgräbern wurde noch eine Fülle anderer Objekte gefunden. Manchmal ist deren Bedeutung den Wissenschaftlern jedoch noch unklar.
sog. Kornosiris aus der Spätzeit um 500/ 600 v. Ch., in die Löcher wurden dann die Getreidesamen eingepflanzt, welche dann keimen sollten

Alltagsgegenstände
Um den Lebensstand des verstorbenen Pharao, den er im Diesseits führte auch im Jenseits zu garantieren, wurden eine Unzahl von Alltagsgegenständen im Grab deponiert. Zum Inventar gehörten persönliche Kleidung, Schmuckstücke, Parfüms, Kosmetika, Spiele, Musikinstrumente, Schreibmaterialien, Erbstücke und andere persönliche Andenken, Geschirr aus Keramik, Stein, Edelmetallen oder Glas sowie umfangreiche Lebensmittelvorräte. Gegen den aufkommenden Hunger des Königs im Jenseits sollten konserviertes Fleisch, Getreide, Obst und Wein- und Biervorräte helfen. Auch alltägliches Mobiliar fand man, darunter Stühle, Schemel, Feld- und normale Betten, Kisten, Truhen, Körbe und Lampen.

Gestell mit Lebensmittelvorräten aus einem thebanischen Grab, 18. Dynastie um 1550 v. Ch., auf den beiden Gestellböden liegen Geflügel- und Fleischteile, im Korb und auf den Flechttellern liegen Borte, Feigen und getrocknete Fische
Die Arbeiter in Deir-El-Medineh
"[An jenem Tag] kam der Wesir [...] und verlas einen Brief, der besagte, das sich Neb-Maat-Re Ramesses Amun-hir-chopsch-ef-Meriamun (Ramses VI. [...] als der große Herrscher des ganzen Landes erhoben habe [...] und er sagte: Lasst die Kolonne antreten"
Tonscherbe im Ägyptischen Museum in Kairo
 
Das Arbeiterdorf Deir-El-Medineh auf der Nilseite der Westberge gehört zu den am besten erhaltenen Siedlungen in ganz Ägypten. In einer großen Grube außerhalb des Dorfes und in den Überresten von Steinhäusern wurden Tausende von Ostrakas gefunden, kleine Tonscherben auf denen man Notizen und Aufzeichnungen machte. Zu den Fundstücken gehörten auch zahlreiche Papyri,
die mit Briefen und Aussagen über das Leben der Männer und ihre Familien beschriftet waren. Aus diesen Dokumenten und Inschriften geht hervor, das während eines Großteils der Geschichte des Dorfes mind. 100 Personen dort gelebt haben, Kinder eingeschlossen. Diese Gemeinschaft war sogar ziemlich mulit-kulti - dort sind über 30 ausländische Namen entdeckt worden. Der Großteil der Einwohner konnte lesen und schreiben. Die tiefe religiöse Verbundenheit zu ihren Göttern zeigen uns viele Votivstelen, die den Göttern gewidmet waren. Außerdem besaß das Dorf mind. 16 kleine Tempel und Kapellen.
dieses Ostraka zeigt einen Steinmetzen, der gerade bei der Arbeit der ist, Deir-El-Medineh

Die Häuser, in denen die Bewohner lebten, waren meistens sehr klein. Jedoch verbesserten viele Menschen dort ihr Einkommen durch die Herstellung von Möbeln und Grabbeigaben für die umliegenden Gemeinden, welches sie dort verkauften. Während der Arbeit im Tal wurden die Arbeiter in eigens dafür errichteten Feldlagern untergebracht. Am Wochenende und an Feiertagen kehrten sie dann wieder zu ihren Familien zurück. Nach zehn Arbeitstagen folgte

die Arbeitersiedlung, 18. - 20. Dynastie, im Hintergrund sind Grabanlagen der Arbeiter zu erkennen
Unterkünfte im Tal der Könige,
die auf halber Strecke zw. Tal und dem Dorf errichtet wurden
Rekonstruktion von Deir-El-Medineh
von Jean-Claude Golvin, Paris

immer ein arbeitsfreier Tag und gearbeitet wurde acht Stunden täglich. Übrigens wurden die Arbeiter auch "Diener des Ortes der Wahrheit" genannt. Sie unterstanden in ihrer Arbeit direkt dem Wesir und waren beim Arbeiten in eine linke und in eine rechte Kolonne aufgeteilt. Jede Kolonne wurde von einem Vorarbeiter bewacht, der die Fortschritte der Arbeit ständig zu kontrollieren hatte.
Außerdem mussten sie die Abwesenheit von Arbeitern, die Zahlungen an die Arbeiter und den erhaltenen Nachschub schriftlich festhalten.Während der Arbeitszeit an den Werktagen bestand das Dorf nun aus einer fast reinen Frauengemeinschaft.
ein Arbeiterhaus in Deir-El-Medineh, Abb. zeigt den ersten Blick in den ersten Raum des Hauses, rechts erkennt man den Durchgang zum Hauptraum
Die Frauen hatten ihre üblichen Pflichten in ihren Haushalten zu erledigen . Es ist jedoch auch von einem Fall bekannt, wo die Frau in Abwesenheit ihres Mannes, der Vorarbeiter war, die Löhne an die Arbeiter ausgezahlt hat.  Es wird angenommen, das die meisten Frauen zumindest lesen konnten. Viele Frauen trugen religiöse Titel wie Chorsängerin, Vorsängerin oder Priesterin und hatten somit auch mit diversen Kulten zu tun.

"Man jubelt bei der Arbeit nur, wenn der Bauch voll ist."
von einer Stele zur Zeit Ramses III.



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