Ägyptisches Tierlexikon

Das ägyptische Tierlexikon umfasst viele Tiere, die im alten Ägypten lebten. Hier sind die Tiere in ihren unterschiedlichen Funktionen zu finden:
  • heilige Tiere,
  • die den Göttern feindlich gesonnenen Tiere,
  • Opfertiere und
  • Tiere, die den Ägyptern als Nutztier dienten (Nahrung und Lastenträger).
Die heiligen Tiere stehen immer mit bestimmten Göttern in einer ganz besonderen Beziehung. Die Namen der Götter sind bei den entsprechenden Tieren zu finden. Durch das Anklicken des verlinkten Götternamens gelangt man zu seiner inhaltlichen Beschreibung.
Über manche Tiere weiß man nicht sonderlich viel. Dennoch wurden auch sie in das Tierlexikon mit aufgenommen.
Adler
Affe (Pavian)
Antilope

Biene
Dromedar ( Kamel)
Esel
Eule

Falke
Fisch
Fischreiher
Fliege
Frosch

Gans
Gazelle
Geier

Hase
Hornviper (Schlange)
Hund (Schakal)

Ibis
Ichneumon

Käfer
Kamel
Katze
Kiebitz
Kobra ( Schlange)
Kröte (siehe Frosch)
Krokodil
Kuh

Leopard ( Panther)
Löwe

Maus ( Spitzmaus)
Nilpferd

Panther
Pavian
Pferd

Reiher ( Fischreiher)
Rind (siehe Stier und Kuh)

Schakal
Schildkröte
Schlange
Schwalbe
Schwan
Schwein
Skarabäus ( Käfer)
Skorpion
Spitzmaus
Stier

Tausendfüßler
Widder
Wiedehopf
Wolf ( Schakal)
Ziege


 
Der Adler zählt nicht zu den heiligen Tieren des alten Ägyptens. Es wurden zwar Adlermumien gefunden, allerdings immer im Zusammenhang mit den heiligen Falken und Geiern.
Die alten Ägypter haben die Gattungsarten nicht scharf getrennt. Eine ägyptische Bezeichnung für Adler gab es nicht. Das ägyptische Wort für Falke ist Achom, womit auch die Adler bezeichnet wurden.

 
Der Pavian (Hundskopfaffe) war im alten Ägypten ein heiliges Tier. Er wurde neben dem Ibis schon im alten Reich als eine Form des ägyptischen Gottes Thot verstanden. Vermutlich erhielt Thot die Gestalt des Pavians durch den sehr alten Paviangott Hez-ur.
Das Wesen des Pavians ist sehr lebhaft, sein Liebesleben aktiv. Auch galt er als intelligent. Vermutlich sollte er als Vorbild der (lustlosen) Lernenden dienen. Es gibt Bildnisse, wo der Affe an einer Schreibtafel sitzend dargestellt wird, was gut zum Wesen des Thot passt. Die Verbindung mit Thot verband ihn auch mit dem Mond. So wurde die Anbetung der Sonne auf den Mond übertragen.
Es gibt noch eine Beschreibung der Paviane, nach der sie den heraufdämmernden Tag mit lautem Geschrei begrüßen. Das wurde als eine Huldigung und Begrüßung des aufsteigenden Sonnengottes gedeutet. Deshalb wurden sie gerne an die Stelle der Urgötter der Achtheit gesetzt. Denn das Aufsteigen der Sonne symbolisiert den Uranfang der Welt.
Die Gestalt eines Pavians hatte auch der Horussohn Hapi.

 
 Als Wüstentier war die Antilope im Alten (Unter-) Ägypten ein Tier des Seth. Ihr nach spitz oben verlaufendes Gehörn sowie ihr wildes Wesen dürften dazu beigetragen haben, in ihr die Verkörperung der zerstörerischen Kräfte des Seth zu sehen. Abgesehen von ihrer kultischen Bedeutung wurde sie aber auch gejagt und diente dem Ägypter als Nahrung.
Ursprünglich scheint sie einst in Oberägypten als Ortsgottheit verehrt worden zu sein. Denn das alte Wappentier des 16. Gaus ist eine weiße Antilope. Sie wurde aber sehr früh von Horus, dem Falkengott verdrängt und galt fortan als Feind des Horusauges. Das spätere Gauzeichen zeigt einen Falken, der auf dem Rücken der Antilope sitzt.
In Elephantine wurde die Göttin Satis als Antilope verehrt. Das lässt sich wegen ihrer Krone vermuten, die durch zwei spitz nach oben verlaufenden Antilopenhörnern eingerahmt ist. Wahrscheinlich wurde hier die Antilope mit dem lebensspendenden Wasser in Verbindung gebracht. Auch Satis galt als die Spenderin des Wassers.

 

 Die Bienenzucht war bei den alten Ägyptern gut bekannt und lässt sich bis 3000 Jahre vor Christus zurückverfolgen. Der Honig fand im alten Ägypten als Heilmittel Verwendung, aber auch als Nahrungsmittel und Zusatz in Salben.
Es wird darüber berichtet, dass die alten Ägypter auf einer Rohrflöte spielten, um die Bienen zum Ausschwärmen zu bewegen.
Nach einem Mythos entstanden die Bienen aus den Tränen von Re. Deshalb sind Abbildungen von Bienen auch in Heiligtümern ägyptischer Tempel zu finden. Der Beiname: "Fürst Biene" wurde oft den Königsnamen vorangestellt. Daher wurde später dieser Beiname als allgemeines Symbol der Ahnenkönige verstanden
 

 Das einhöckerige Kamel scheint im alten Ägypten nicht völlig unbekannt gewesen zu sein, doch es spielte vorerst keine wichtige Rolle, weder im alltäglichen noch im kultischen Leben. Insofern gibt es so gut wie keine Reliefdarstellungen oder Bildnisse über dieses Tier. Es gab schlicht keinen Bedarf für Kamele, denn der Hauptverkehrsweg war der Nil, wo Schiffe für den Transport der Waren verwendet wurden. Auf dem Landweg nahm man für den Transport der Waren Esel her.
Erst als sich neue Lebensformen entwickelten, d.h. nomadische Aktivitäten zwischen den Oasen entstanden und an Bedeutung gewannen, hatte man Bedarf an Kamelen. Das geschah vermutlich ab dem 7. Jahrhundert vor Chr. Genaue zeitliche Einschätzungen, wann Kamele domestiziert wurden, gibt es nicht. Im Laufe der Zeit wurden die Kamele (Dromedare) für den Transport in das Fruchtland unentbehrlich. Es gelang auch, sie als Haustiere zu halten und zu züchten.
 
 Der Esel zählte im alten Ägypten nicht zu den heiligen Tieren, ganz im Gegenteil. Er war das "gequälte" Nutztier, das viele Lasten zu tragen hatte. Esel, die vereinzelt in Gräbern gefunden wurden, waren lediglich Haustiere ihres Besitzers.
Einige Dämonen wurden in Eselsgestalt dargestellt, auch Dämonen der Unterwelt. Sie galten als unfreundlich und wurden "Unholdin" genannt.
Der Esel wurde allgemein als ein Bösewicht und Widersacher des Sonnengottes beschrieben. Er versuchte, die Fahrt der Sonnenbarke zu behindern. Daher rückt er in die Nähe von Apophis, die Macht der Unordnung, der Zerstörung und des Dunkels.
Je mehr der ägyptische Gott Seth gefürchtet und die Zerstörung und das Chaos verkörperte, desto enger wurde der Esel mit ihm verknüpft, bis er als ein Tier des Seth galt. In einem Ritual wurde der Esel mit Getreidelasten beladen und später getötet. Das Getreide symbolisierte den Osiris als Fruchtbarkeitsgott. Das Töten des Esels stand für das Beseitigen der Unordnung und der Zerstörung.
Gerne wurde Seth zunehmend mit einem Eselskopf abgebildet. Mit Sicherheit hat auch die äußerliche Ähnlichkeit des Sethtieres dazu beigetragen. Bezeichnend ist vor allem, dass Seth die Gestalt eines Esels erhielt, wenn er als bestrafter und gedemütigter Bösewicht auftrat. Insofern setzte sich diese Darstellung immer mehr durch.

Die Eule war das einzige Tier und Lebewesen, das mit einem nach vorne gedrehten Kopf dargestellt wurde. Zum einen verweist das auf die tatsächliche Fähigkeit der Eule, ihren Kopf sehr weit drehen zu können.
Zum anderen jedoch blickt sie den Betrachter direkt an. Man vermutet, dass die alten Ägypter in der Eule einen Unglücksbringer sahen. Ihre nächtlichen Aktivitäten und lautloser Flug, ihr unheimlicher Blick und bedrohlicher Schrei schien sie mit den Mächten der Unterwelt zu verbinden. Man fand ausschließlich Mumien von Eulen, deren Kopf abgeschnitten war.
Der ägyptische Ausdruck, einem Vogel den Kopf abzuschneiden, wird durch das Bild einer Eule und dem alphabetischen Zeichen "k" ausgedrückt.
 
 Der Falke galt als heiliges Tier im alten Ägypten. Der Falkenkult war über ganz Ägypten verbreitet. Die Beliebtheit des Falken dürfte zwei zentrale Gründe haben:
Ein Grund hängt mit dem Charakter des Falken zusammen. Er kann nicht nur fliegen, sondern er kann besonders hoch fliegen. Seine immense Erfolgsquote im siegreichen Angriff wurde als göttliche Eigenschaft gesehen. Die alten Ägypter bewunderten und verehrten den Falken sehr.
Der zweite Grund bestand darin, dass Horus, der große Reichs- und Königsgott, ein Falke war. Horus stärkte die anderen Falkenkulte im alten Ägypten. Das hatte zur Folge, dass andere Falkengötter in der Gestalt des Horus meist aufgingen (mit ihm verschmolzen wurden). Z.B. zählten auch Month und Sokar zu den Falkengöttern (siehe Horusformen).
Unter den zahlreichen Falkenmumien wurden auch mit ihnen verwandte Raubvögel gefunden, z.B. Sperber, Habicht, Bussarde und Adler. Doch diese Mumienfunde gehören einer späteren Zeit an, wo die Ausartung der Tierkulte ursprüngliche Grenzen verwischte.
Auch im Totenglauben spielte der Falke eine wichtige Rolle. Die Himmelsfahrt des Königs wurde gerne mit dem Flug eines Falken verglichen. Die Form des Falken anzunehmen, war der Wunsch des Toten, denn er wollte auf der Himmelsbarke mitfahren.
In der Regel wurde auch der menschenköpfige Ba in der Körpergestalt eines Falken dargestellt.


 Der Fisch galt einerseits als unreines Tier. Andererseits gab es im alten Ägypten zahlreiche Fischkulte, d.h. der Fisch war auch ein heiliges Tier.
Die Fischkulte wurden eher vom Volk gepflegt. Die ägyptische Religion hielt sich hier im Hintergrund und vermied Fische abzubilden, denn Fische galten allgemein als unrein. Es gab sogar Speiseverbote.
Fische wurden in Richtung der typhonischen Tiere, die Seth zugeordnet wurden, gedeutet. Besonders wurde der Phagros, der Oxyrhynchos und Lepidotos verabscheut. Sie sollen den Phallus des Osiris verschluckt haben. Deshalb spielten auch als Opferfische im kultischem Handeln eine wichtige Rolle. Man verbrannte sie oder zerstampfte sie als Götterfeinde unter den Füßen.
Im Gegensatz zu oben Beschriebenen gab es aber auch Geschichten, die Fische heilig priesen. Der Oxyrhynchos verzehrte die Leichen ertrunkener Menschen und erhielt dadurch eine angesehene Bestattungsrolle.
Vor allem in den Werken der Spätzeit mehren sich die Zeugnisse des Fischkultes. Man fand Abbildungen auf Särgen, Fischfiguren und Fischmumien. Als heilige Fische galten nun: ein Nilkarpfen, der Oxyrhynchos und Lepidotos. V.a. die letzten beiden Fischarten wurden in sogenannten Tempelteichen gehalten. In bestimmten, wenn auch wenigen Gebieten, wurde es den Fischern verboten, diese beiden Fischarten zu fangen.
Ein weiterer heiliger Fisch war der Latos, ein Nilbarsch, der seine Jungen im Maul ausbrütete und seinen dann ausgeschlüpften Jungen im Maul Schutz bot, wenn Gefahr drohte. Dadurch symbolisierte er den Sonnenzyklus und Wiedergeburt nach dem Tode. Er wurde mit der Urgöttin Neith in Verbindung gebracht.
Der Phagros und Maiotes galten als Boten der kommenden Ãœberschwemmung, versprachen also eine fruchtbare Ernte.

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